Herausragende Netzwerkarbeit in Lateinamerika

HCLA

Das Exzellenzzentrum in Forschung und Lehre am Heidelberg Center Lateinamerika (HCLA) in Santiago de Chile.

Das Heidelberg Center Lateinamerika (HCLA) ist an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg angebunden und das erste und bislang einzige Postgraduiertenzentrum einer deutschen Universität in Lateinamerika. Es wurde 2001/2002 von Dr. Walter Eckel und seinem Team gegründet und feiert in diesem Jahr bereits sein 20-jähriges Bestehen. Das HCLA dient vorrangig dem Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie von Forschungsergebnissen zwischen Deutschland und den lateinamerikanischen Ländern. 

Als Postgraduiertenzentrum ist bis heute das Fördern, Organisieren und Betreuen von Graduiertenprogrammen die Hauptaufgabe des Exzellenzzentrums am HCLA. Im Fokus stehen dabei Promotionsprogramme und Master-Studiengänge in Astronomie, Medizinischer Informatik, Medizinischer Physik sowie Risiko- und Ressourcenmanagement im Bereich der Geo- und Umweltwissenschaften. Seit 2009 wird das Exzellenzzentrum am HCLA als eines von fünf weltweiten Exzellenzzentren in Forschung und Lehre vom DAAD aus Mitteln des Auswärtigen Amts (AA) gefördert.

Zusammenbleiben, Kontakte aufrechterhalten, Netzwerke aufbauen und persönlich sowie auch wissenschaftlich voneinander profitieren: Das ist der Wunsch vieler junger Forscherinnen und Forscher, die nach einem gemeinsamen Abschluss oder Projekt getrennte Wege gehen. Die Universität Heidelberg sah das Potenzial dieses Bedürfnisses schon früh und rief bereits 1996 mit Heidelberg Alumni International (HAI) eine der ersten Alumni-Vereinigungen Deutschlands ins Leben. Dabei erwiesen sich die Kontakte zu und unter den Ehemaligen schnell als überaus wertvoll, nicht nur für die Universität selbst, wo sie als Expertinnen und Experten, Partnerinnen und Partner sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren geschätzt werden. Auch im Bereich der Forschung ergaben sich so zahlreiche innovative Projekte.

Alumni als Partner und Multiplikatoren
Dr. Inés Recio, seit 2020 akademische Geschäftsführerin des HCLA, betont die Wichtigkeit dieses Netzwerkgedankens auch für ihre Einrichtung: „Alumni-Arbeit ist wesentlich für uns als DAAD-Exzellenzzentrum in Forschung und Lehre“, sagt die Sprachwissenschaftlerin. „Zu den rund 40 internationalen Studierenden, die jährlich ihre Master-Studiengänge bei uns abschließen, kommen zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Weiterbildungsangebote sowie internationale Promovierende, Postdocs und etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen aus Lateinamerika, die an der Universität Heidelberg geforscht haben. Aus diesen vielfältigen Profilen resultiert ein ebenfalls vielfältiges Netzwerk.“

Dessen Mitglieder sind ebenfalls an das HAI angebunden. „Die Rolle des HCLA besteht an erster Stelle darin, Ehemaligen eine Plattform zu bieten, auf der sie Ideen, Erfolge und Projekte unter sich und mit der Universität Heidelberg teilen, die in neuen gemeinsamen Initiativen resultieren können sowie sie und andere weiterbringen“, beschreibt Inés Recio die Aufgaben. Als Mitglieder dieses breiten Netzwerks könnten die Alumni auf unterschiedlichste Kontakte und Strukturen weltweit zurückgreifen, sagt Recio, und damit etwa auf Austauschmöglichkeiten, Jobangebote, Mentoringprogramme oder Weiterbildungen.

Herausragende Netzwerkarbeit in Lateinamerika

Tobias Schwerdt, Universität Heidelberg


Dr. Inés Recio ist seit 2020 akademische Geschäftsführerin des HCLA in Santiago de Chile.

Hightech-Observatorien in den Anden, Expertise in Geowissenschaften
Wer schon einmal zusammen mit anderen in klaren Nächten hoch oben in den Anden durch ein Teleskop den Sternenhimmel abgesucht hat oder bei Wind und Wetter einen Nationalpark durchqueren musste, kann von gemeinsamen Erfahrungen zehren. Das schweißt zusammen – und eröffnet später die Perspektive auf erneute wissenschaftliche Kooperation sowie persönlichen Austausch.  

Angefangen hat alles mit Dr. Walter Eckel: Der Anglist und Romanist wurde 2001 von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit dem Aufbau des Heidelberg Center Lateinamerika (HCLA) betraut. In den Folgejahren entwickelten Eckel und sein Team die Einrichtung ausgewählter Fachrichtungen am HCLA in Santiago de Chile zu einem Exzellenzzentrum für Forschung und Lehre. Renommierte lateinamerikanische Universitäten wie die Pontificia Universidad Católica de Chile (PUC) und die Universidad de Chile (UCH) begleiten es als enge Kooperationspartner. Für die Forschung und Lehre im Bereich Astronomie etwa können einige der fortschrittlichsten und größten Observatorien der Welt in den Anden und der Atacama-Wüste genutzt werden. Auch die Universität Heidelberg und die Pontificia Universidad Católica de Chile (PUC) arbeiten auf astronomischem Gebiet eng zusammen. Beide Institutionen zählen zu den führenden Akteuren in der Forschung sowie der Ausbildung von Nachwuchsforscherinnen und -forschern.

Herausragende Netzwerkarbeit in Lateinamerika

HCLA


Studierende auf einer Exkursion des Exzellenzzentrums am HCLA.

Auch der Studiengang Geo- und Umweltwissenschaften verzahnt Theorie mit methodologischer Praxis und greift auf die interdisziplinäre Vielfalt seiner Studierenden und Lehrenden zurück. Ein starker Fokus liegt hier ebenfalls auf der Forschung – wozu regelmäßige Exkursionen gehören, zum Beispiel in die Anden, die Metropolregion Santiago de Chile und in den Nationalpark Cajón del Maipo. Schwerpunktmäßig wird in dem Studiengang das Management von natürlichen Ressourcen untersucht und vor allem die Umsetzung theoretischen Wissens der Ressourcen-Herausforderungen in die (politische) Praxis und Kommunikation erforscht – eine Thematik, die etwa angesichts der fortschreitenden Rodungsmaßnahmen in südamerikanischen Regenwäldern nicht nur für den Kontinent, sondern auch für die globale Gemeinschaft von großer Bedeutung ist.   

Tragfähige Brücke zwischen Deutschland und Chile
Diese grenzüberschreitende Vernetzung ist gleichsam in die DNA des Exzellenzzentrums am HCLA eingeschrieben: Zu den Kooperationspartnern gehören auch nordamerikanische Universitäten sowie unter anderem so unterschiedliche Einrichtungen wie das Deutsche Krebsforschungszentrum und das Max-Planck-Institut für Völkerrecht und ausländisches öffentliches Recht in Heidelberg.

Herausragende Netzwerkarbeit in Lateinamerika

HCLA


Seit 2006 ist das HCLA in einem repräsentativen Gebäude im Stadtteil Providencia der chilenischen Hauptstadt Santiago untergebracht.

Nicht zuletzt aufgrund seiner Eigenschaft als Knotenpunkt wissenschaftlicher Kooperation mit Hochschulen des gesamten Kontinents wird das Exzellenzzentrum am HCLA in Südamerika, aber inzwischen auch in Deutschland, als „Leuchtturm der deutschen Wissenschaft“ wahrgenommen: In Lateinamerika ist das Heidelberg Center ein Begriff. Zusätzlich gilt es als tragfähige Brücke zwischen Deutschland und Chile: Schon häufig fanden in den repräsentativen, ansprechenden Räumlichkeiten an der Straße „Las Hortensias“ im schönen und zentral gelegenen Stadtteil Providencia binationale wissenschaftliche Kooperationsveranstaltungen, Vertragsunterzeichnungen oder Empfänge statt.

Ein weltumspannendes Netzwerk
Konkret geplant sind laut Inés Recio die intensivierte Förderung des exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchses, der in internationalen Gruppen mit renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Heidelberg und ganz Lateinamerika in gesellschaftsrelevanten Projekten forscht. Dazu arbeitet das HCLA eng mit dem 2019 gegründeten Heidelberg Center for Ibero-American Studies (HCIAS) der Universität Heidelberg zusammen, das hochinterdisziplinär Thematiken aus den Area Studies, wie Gesellschaftswandel, nachhaltige Transformationen, öffentliche Kommunikationspraktiken oder Migrationen, bearbeitet. „Außerdem möchten wir die Entwicklung neuer, besonders berufs- und forschungsbefähigender Postgraduierten- und Weiterbildungsangebote am HCLA vorantreiben.“ Hierzu sei eine noch stärkere Kooperation mit Hochschulen aus der Gesamtregion beabsichtigt, so Recio.

Ungeachtet der momentanen Einschränkungen zeigen diese Projekte und langfristigen Planungen, wozu ein globales Netzwerk fähig ist. Das Ziel der Universität Heidelberg, ein weltumspannendes Netzwerk aufzubauen, ist übrigens erreicht: Seit der Gründung von Heidelberg Alumni International im Jahr 1996 gelang es, bis heute Kontakte zu Alumni in 134 Staaten herzustellen und auszubauen. Diese besetzen inzwischen weltweit Schlüsselpositionen in Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft. Das Exzellenzzentrum am HCLA ist dabei ein sehr wichtiger, geradezu unersetzbarer Baustein. Es lohnt sich, wissenschaftliche Kontakte aufrechtzuerhalten.

Torben Dietrich (13. Januar 2022)

Weitere Informationen

Fünf Exzellenzen weltweit

Das DAAD-Programm „Exzellenzzentren in Forschung und Lehre” wurde 2009 vom Auswärtigen Amt (AA) initiiert und seitdem finanziell gefördert. Das Ziel der an renommierten Universitäten angesiedelten Exzellenzzentren in Chile, Kolumbien (zwei Zentren), Russland und Thailand ist es, die besonderen Stärken der deutschen Wissenschaft herauszustellen und die internationale Vernetzung im Bereich der exzellenten Nachwuchsausbildung voranzutreiben.